Pilion
“Als Naturwesen bleibt der Mensch an den Körper gebunden, als Geisteswesen aber hat er Flügel.” Platon, 427-348 v.Chr.
Märchenland in Blau und Grün
Der wunderschöne Pilion stand sehr lange so gar nicht auf meiner Besuchsliste – ich mag ja Inseln am liebsten, das griechische Festland ließ ich lange links liegen. Aber jetzt habe ich diesen verzauberten Landstrich entdeckt – und zwar den östlichen Teil, der Ägäis zugewandt, und dieser ist wirklich etwas ganz Besonderes!
Mit Einhörnern und Zentauren wirbt die Region, und wenn man die dichten Wälder sieht, glaubt man fast daran, dass gleich so ein Märchenwesen hinter einem Baum erscheint. Aber dann blitzt wieder das Meer herauf, und fast kommen Inselgefühle auf. Dieser Teil des Pilion ist unverwechselbar – dichte Mischwälder erstrecken sich entlang der Berghänge, dazwischen verstecken sich Dörfer mit Steinhäusern, die Dächer mit Schiefer gedeckt, kaum sichtbar, wenn man nicht genau hinsieht.
Autofahren ist anspruchsvoll hier, Serpentinen, schmale Kurven, steile Straßenzüge sind überall. Die fährt man gerne immer wieder – nicht nur, weil die Landschaft so wunderbar ist, sondern weil am Ende die schönste Buchten und Strände warten. Weißer Kies oder grober Sand, dahinter die Ausläufer der Wälder oder Steilküsten – hier gibt es ein paar wahre Strandschönheiten. Manche sind nicht ganz einfach erreichbar, aber immer die kleine Anstrengung wert.
Faszinierend sind auch die Platanen – majestätisch bilden sie oft den Mittelpunkt der Dorfplätze. Die πλατεια ist das Zentrum, Kirche und Kafenion die Standards, in den größeren Dörfern belebt ein Spielplatz das Geschehen. Den schönsten Platz hat Tsangarada – hier steht die wahrscheinlich größte Platane Europas! Ungefähr 15 Meter Durchmesser hat dieser Baum, die Äste werden seit vielen Jahren abgestützt, 1000 Jahre soll er alt sein… Geschichten ranken sich um ihn, und eins ist sicher: man vergisst diesen Ort nicht so schnell. Wer hier zur Ruhe kommt, spürt vielleicht einen Hauch Vergangenheit, oder auch mehr.
Vom Pilion kommt auch der wahrscheinlich beliebteste Apfel Griechenlands, der dunkelrote Zagori – im September wird er geerntet, und schmeckt frisch vom Baum natürlich am besten. Bekannt sind auch die kleinen Firikia, herbere Äpfel, die in vielen griechischen Bergregionen wachsen.
Aus Äpfeln werden hier ein paar Spezialitäten gezaubert, zum Beispiel die sogenannte Löffelsüßigkeit – ähnlich wie etwas flüssigere Marmelade wird traditionell als Willkommensgruß ein Löffel voll mit der hausgemachten Spezialität auf einem kleinen Tablett mit einem Glas Wasser serviert – oder man genießt es als Dessert mit Joghurt.
Besonders fein ist, dass es keine großen Hotels gibt, nur an manchen Stränden stehen ein paar Quader, die der örtlichen Architektur so gar nicht entsprechen wollen. Mein Tipp ist ohnehin, hoch oben zu wohnen, in der herrlichen Kühle des Waldes den Morgen und den Abend zu genießen, und tagsüber die Landschaft und die Strände zu erforschen. In den Dörfern etwas abseits der Strandregionen gibt es traumhafte kleine Tavernen, die Aussicht ist grandios, und die Ruhe betörend. Die Dörfer übersieht man beim Durchfahren fast, der graue Stein wirkt wie ein Tarngewand. Dann aber leuchten die riesigen Hortensien aus den verwunschenen Gärten, und ab und zu sind auch die Fensterläden bunt gestrichen – ein Idyll. Es gibt hier herrliche, uralte, gepflasterte Wege – ein paar gute Sportschuhe gehören unbedingt ins Gepäck für den Pilion, und den Mietwagen lässt man auch mal geparkt.
In den letzten Jahren wurde hier einiges getan, um Wanderer herzulocken – die Wege sind oft mit Zeitangaben beschriftet, und es gibt gutes Kartenmaterial. Viele Unterkünfte sind auch im Winter geöffnet und haben gemütliche Kamine, ganz in der Nähe gibt es eines der bekannteren Schigebiete Griechenlands, Chania.
Für all jene, die Drehorte von Filmen „sammeln“: in Damouchari wurde unter anderem die große Tanzszene an der Mole von Mamma Mia gedreht, für weitere Szenen zog man unter anderem auch nach Skopelos weiter. Strände sind woanders besser, aber der winzige Ort ist wunderschön, und hier ist ein Ausgangspunkt für Kajaktouren.
Eine nette kleine Unternehmung ist auch eine Fahrt mit dem nostalgischen Pilion-Zug – etwas außerhalb von Volos geht es los, die Strecke führt durch das wunderschöne Bergland bis Milies, einem der schönsten Piliondörfer.
In Volos liegt auch der Hafen der Region, von hier gehen die Fähren zu den Sporaden. Eine Kombination mit dem Pilion und zum Beispiel Alonissos oder auch Skopelos und Skiathos ist sehr empfehlenswert. Für alle, die Inseln gerne auf dem Seeweg ansteuern, ist das eine wunderbare Gelegenheit!
DIE SCHÖNSTEN STRÄNDE
- Plaka
- Papa Nero
- Agioi Saranda
- Milopotamos, ….
SEHR SEHENSWERT
- Tsagarada
- Mouresi
- die Pilion Bahn
- Sea-Kayaking ab Damouchari